Geschichte

Präsentation Alphornblasen

Das Alphornblasen in der Westschweiz

Aller Anfang ist schwer! Unter diesem Aspekt darf das Alphornblasen in der Westschweiz vorerst betrachtet werden. Bei der Gründung des Westschweizerischen Jodlerverbandes im Jahre 1937 waren die Alphornbläser sehr dünn vertreten. Wie all die andern Sparten, traf man sich einmal im Jahr zum traditionellen Kurs in Lausanne-Ouchy. Dieses Zusammentreffen galt in den Anfängen eher einem kameradschaftlichen Stelldichein, denn einer gezielten Ausbildung. Damals fehlten begreiflicherweise die geeigneten Fachkräfte, um Alphornunterricht zu erteilen. Die Bläser spielten vorerst im Stegreif, das heisst, frei von der Leber weg, eigene oder irgendwo gehörte Motive und Themen und fügten diese so zu einer Melodie zusammen. Erst in der Nachkriegszeit begann man auch im WSJV mit vereinzelten Alphornbläserkursen. Oftmals engagierte man den langjährigen, bewährten Berner Alphornbläser Ernst Brechbühl aus Konolfingen. Er darf als Begründer neuer Kursmethoden angesehen werden. Er setzte sich besonders für Kurse in allen Regionen ein. Diese Ausbildungsart wurde nach und nach auch im WSJV heimisch. Als erster offizieller Kursleiter und Alphornbläserobmann im WSJV wurde Heinz Ramseier (1939) von Onex GE bestimmt. Als sehr guter Bläser und Notenkenner war es ihm möglich, seinen Kameraden wertvollen, praktischen Unterricht im Alphornspiel zu vermitteln. Er war wahrscheinlich der erste Alphornbläserkampfrichter im WSJV und war an verschiedenen Jodlerfesten als solcher mit Erfolg im Einsatz. Das Interesse am Alphornblasen nahm auch in der ganzen Westschweiz von Jahr zu Jahr stärker zu. Dementsprechend vergrösserte sich auch die Bläserschar. Wer wohl hätte vor einigen Jahren gedacht, dass der WSJV heute auf eine so grosse Gruppe von Alphornbläsern zählen darf?1974 wurde Lukas Schmid (1942), Mitglied des Jodlerklubs Noger von Ausserberg VS mit dem Kurswesen und der Obmannschaft im WSJV beauftragt. Als engagierter Blasmusikant und Alphornbläser besuchte er ab 1970 die eidgenössischen Ausbildungskurse für Kursleiter und Kampfrichter. Wie sein Vorgänger, erteilte er in den ersten Jahren in der Westschweiz alleine Unterricht. Ab dem Jahre 1975 wurden unter seiner Regie mehrere Kursleiter und später auch Kampfrichter ausgebildet. Fortan konnte das Alphornspiel auch in der Westschweiz grosse Fortschritte erzielen. Folgende Kursleiter und Kampfrichter wurden im WSJV ausgebildet und sorgten in den Regionen für erfolgreiche Arbeit und Weiterbildung der Bläser:Zurkinden Alfons, Düdingen; Feyer Paul, Plaffeien; Gattilaz Hugo, Düdingen; Flückiger Paul, Ecublens; Jaton Daniel-Gérard, Les Avants; Kolly Gilbert, St.Silvester; Wyer Pius, Visp; Gilli Alois, Tentlingen. Alle diese Kursleiter besuchten jeweils auch die entsprechenden Ausbildungskurse im Eidg.Jodlerverband. Seit dem WSJV-Jodlerfest in Tafers FR konnten alle unsere Verbandsfeste grösstenteils mit eigenen Kampfrichtern bestritten werden. (Quelle: Buch „50 Jahre WSJV 1987“, Verfasser Lukas Schmid)

 

Die Überlieferung des Alphornblasens

Über die Herkunft und die Entwicklung des Alphorns wurde schon viel geschrieben, doch liess sich der eigentliche Werdegang nicht mit Sicherheit ermitteln. Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Holzinstrumente, deren Weiterentwicklung erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts zur heutigen Form des Alphorns führte. Um die Jahrhundertwende war es um das Alphorn sehr still geworden. Alte Instrumente, die noch kaum gepflegt wurden, zeugten wohl von einer besseren Zeit. Fast völlig verschwunden waren die heimeligen Alphorntöne und die Echos, die sie hervorgerufen hatten. An der Gründungsversammlung des EJV, am 8. Mai 1910, soll auch ein Alphornbläser dabei gewesen sein. Er blieb bis 1914 das einzige Mitglied dieser Sparte. Zehn Jahre später waren es ein halbes Dutzend. Im Jahre 1921 rief Oskar Friedrich Schmalz eine Sammlung ins Leben, die von Erfolg gekrönt war und es ermöglichte, einige Alphörner anfertigen zu lassen. In der Folge fand am 8. Oktober 1921 in Trub BE der erste Emmentalische Alphornbläserkurs statt, an dem Musikdirektor Johann Rudolf Krenger als Leiter in Erscheinung trat. Später wurden solche Kurse von Johann Rudolf Krenger und nach seinem Tod von Rudolf Huggler auch in Interlaken, von Musikdirektor Alfred Leonz Gassmann und Robert Fellmann in der Innerschweiz durchgeführt. Das waren die Grundsteine zur Wiedereinführung des Alphorns in der Schweiz.

 

Der Büchel und seine Melodie

Der Büchel ist ein aus Holz gefertigtes Naturblasinstrument. Die Forschung kann die Herkunft noch nicht genau festlegen. Vermutlich ist der Büchel eine Weiterentwicklung des knapp zwei Meter langen, sehr schlanken Alphorns (dem Unspunnenhorn ähnlich) aus dem Muotatal, Kanton Schwyz. Die zweimalige Abkröpfung der Tonröhre macht das Instrument der Trompete ähnlich. Die ältesten, geschichtlich erfassten Büchel gehen in die Jahre um 1820 zurück. Heute erlebt der Büchel einen zweiten Frühling. Viele begabte, vor allem junge Bläser haben ihn neu entdeckt. Die beiden Büchel-Grundstimmungen, C-Dur und B-Dur, klingen sehr hell. Büchelmelodien werden spitzig artikuliert. Fröhliche, kurze, tanzartige Themen sind typisch. Das Büchelduo interpretiert fanfarenähnlich. Die Vortragsdauer ist kürzer als die beim Alphorn; die Motive werden viel schneller gespielt. Alte Büchelmelodien zeigen typischen Signal- und Rufcharakter.